„Ich habe Sterne gesehen! Und das Weltall ist riesengroß!“ Begeistert landet Hasibullah Alizai aus den Weiten des Universums, durch die er mithilfe eines Greenscreens gerade als Pilot eines Space Shuttles gedüst ist, wieder in der Realität – und zwar beim Open Campus der Hochschule Aalen. „Das war voll cool und Star Wars ist auch cool, von denen hab ich ganz viele Figuren zu Hause“, sagt der 7-Jährige und stellt sich am Stand der Medieninformatik gleich in die Warteschlange, um die VR-Brille zu testen. Wahrhaft galaktisch ging es am Samstag an der Hochschule Aalen zu, hatte sie doch frei nach dem von Star Wars inspirierten Motto „Möge die Macht des Wissens mit euch sein!“ zu einer ganz besonderen Sternenreise ins „Hochschulversum“ eingeladen.

Eintauchen ins „Studiversum“ 

Ob 3D-Druck in der Schwerelosigkeit erleben, auf dem Balance Board das Gleichgewicht testen, sich beim Torwandschießen schon mal auf die anstehende Europameisterschaft „eingrooven“, im Robotiklabor selbst am Roboter die Hand anlegen, um aus dem Labyrinth rauszufinden oder in der Gießerei den eigenen Namen abgießen: Zum Open Campus hatte die Hochschule Aalen über 100 Programmpunkte zusammengestellt, die zum Mitmachen und Staunen einluden. Dabei bot sich den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern auch die Gelegenheit, sich im „Studiversum“ über das vielfältige Studienangebot zu informieren, einen Blick in die Hörsäle zu werfen sowie mit Professorinnen und Professoren, Studierenden und Mitarbeitenden ins Gespräch zu kommen. Auch das neue Fakultätsgebäude für die Wirtschaftswissenschaften, das vergangenen Mittwoch festlich eröffnet worden ist, konnte näher in Augenschein genommen werden. Und vor der Aula sorgte das bunte Open Air-Bühnenprogramm mit den Bands „Funk Attack“ und „The Quibs“ sowie Auftritten der Sportakrobaten der Sportallianz und der TSG Hofherrnweiler für eine abwechslungsreiche Unterhaltung. Für den „Wissenschaftsnachwuchs“ bot explorhino spannende Mitmachaktionen rund um rollende Objekte und das E-Motion Rennteam präsentierte seinen neuen Rennwagen. Christian Kling vom Gründungscampus und Dr. Andreas Erhardt, Geschäftsführer des Innovationszentrums (INNO-Z), informierten über die Bereiche Transfer und Gründung. „Unsere Studierenden haben viele Möglichkeiten, ihre Ideen in Start-ups umzusetzen. Wir möchten für unternehmerisches Denken und Handeln sensibilisieren“, so die beiden Gründungsexperten.

Internationale Spezialitäten

Im Außenbereich hatte auch das International Center der Hochschule Aalen seine Stände aufgebaut. Hier konnten sich die Besucherinnen und Besucher über die verschiedenen internationalen Projekte und Partnerhochschulen informieren und auf der Bühne eine spektakuläre Modenschau mit prächtigen, traditionellen Gewändern verfolgen. Außerdem gab es Spezialitäten aus verschiedenen Ländern zu kosten, die von internationalen Studierenden und Mitarbeitenden mit viel Herzblut zubereitet worden waren – beispielsweise gefüllte Teigtaschen aus Usbekistan, iranische Fleischküchlein oder ein nigerianisches Reisgericht. Gut gelaunt reicht Niloofar Aghajanpoor Kalashtari den Teller über die Theke und erklärt nicht nur die Kostprobe, sondern stellt auch gerne ihr Land vor. Die studierte Elektrotechnikerin kommt aus dem Iran und promoviert seit Februar am Institut für Materialforschung der Hochschule Aalen (IMFAA) im Bereich Machine Learning. Derweil lässt sich’s Grigor Hayrapetyan schmecken. Der Professor für Wirtschaft und Management von der Yerevan State University in Armenien ist im Rahmen der Internationalen Woche an der Hochschule Aalen, zu der insgesamt 33 Gäste aus 17 Ländern gekommen waren. Der Wirtschaftswissenschaftler ist zum ersten Mal Gast der Hochschule Aalen: „In den vergangenen Tagen habe ich viele Labore gesehen, mit Professoren und Studierenden gesprochen. Ich bin sehr beeindruckt und freue mich über den Austausch und die Zusammenarbeit unserer Hochschulen.“

„Die Hochschule Aalen hat sich auch positiv auf Aalen ausgewirkt“

Beeindruckt von der Hochschule Aalen zeigte sich auch Friedrich Stegmaier, der mit seiner Frau Heidi ganz spontan zum Open Campus gekommen ist. „Wir sind vorhin zufällig an einem Veranstaltungsplakat vorbeigefahren und haben gleich gestoppt“, sagt der 80-Jährige, der im Kreis Böblingen lebt. Denn so ganz unbekannt ist ihm die Hochschule Aalen nicht. „Ich gehöre sozusagen zu den Pionier-Jahrgängen, denn ich habe hier 1965 angefangen, Feinwerktechnik zu studieren“, so der sympathische Rentner, der mit einem verschmitzten Lächeln erzählt, wie so mancher Kommilitone aus dem erdgeschossigen Fenster rausgesprungen sei, wenn man von weitem den Professor mit einem dicken Aktenstapel unter dem Arm sah. „Dann war klar, es wird eine unangekündigte Klausur geschrieben“, erinnert er sich schmunzelnd. Wie sich die Hochschule Aalen in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt habe, findet der pensionierte Forschungsingenieur, der lange bei Bosch gearbeitet hat, ganz toll. „Das hat sich auch positiv auf Aalen ausgewirkt“, sagt Stegmaier und zieht mit seiner Frau Richtung Open Air-Bühne davon.

Wie geht’s nach dem Abi weiter?

Im Foyer haben sich unterdessen Grüppchen mit Studieninteressierten gebildet. Im „Studiversum“ gab es nicht nur jede Menge praktische Informationen zu den verschiedenen Studienangeboten, sondern auch rund um die Bewerbung und Immatrikulation, zum Zentrum für Grundlagen und digitale Lehre oder zum Graduate Campus, wo man sich über berufsbegleitende Studiengänge schlau machen konnte. „Wir sind extra aus Heidenheim gekommen. Unsere Tochter interessiert sich für Chemie und könnte es sich gut vorstellen, hier zu studieren“, meint eine Mutter. Dann muss sie sich beeilen, um ihrer Familie hinterherzukommen. Denn Mann und Tochter sind schon in den Bereich „Gesundheit und Naturwissenschaften“ abgebogen, um sich dort erklären zu lassen, wie ein modernes Labor in der analytischen Chemie funktioniert. Mika Albrecht ist noch Schüler am Aalener THG-Gymnasium und macht nächstes Jahr Abitur. „Ich mache mir schon länger Gedanken, wie es danach weitergehen soll“, sagt der 18-Jährige, „das ist jetzt schon ein guter Zeitpunkt, sich damit zu beschäftigen.“ Besonders interessiere er sich für Psychologie, daher wolle er sich informieren, in welchen Studiengängen das eine Rolle spiele. Hier kann ihm Dr. Antonia Giewekemeyer von der Zentralen Studienberatung weiterhelfen, gehört doch der Studiengang Wirtschaftspsychologie zum Portfolio der Hochschule Aalen – und zum Wintersemester 2024/25 der neue Master „Business Psychology and Sustainability“.

Eine Hochschule fürs ganze Leben

Derweil macht sich Marietta Kubella von der galaktischen Fotowand, wo man sich mit Yoda, R2D2 oder Luke Skywalker fotografieren lassen kann, auf dem Weg zu einem der Foodtrucks, um sich für ihre nächste Besichtigungsstation zu stärken. „Ich möchte unbedingt noch beim 3D-Druck vorbeischauen“, sagt die Goldschmiedin, die in Aalen seit über 38 Jahren ein Schmuckatelier führt. „Unterschiedliche Materialien interessieren mich sehr, ich arbeite beispielsweise auch gerne mit Carbon. In Zukunft möchte ich arbeitsmäßig ein bisschen kürzertreten und könnte mir gut vorstellen, etwas im Bereich Materialwissenschaften zu studieren“, erklärt die 68-Jährige und fügt mit einem Lachen hinzu: „Mal schauen, ob ich dann als Seniorenstudentin mit den jungen Studierenden mithalten kann.“ Sichtlich erfreut über die vielen unterschiedlichen Besuchergruppen beim Open Campus zeigte sich auch Rektor Prof. Dr. Harald Riegel: „Eigentlich sind wir eine Hochschule fürs ganze Leben – vom frühen Kindesalter übers Studium bis hin zu unseren vielfältigen Weiterbildungsangeboten und dem Studium Generale. Das alles am Open Campus auf einmal in Aktion zu sehen, finde ich einfach klasse!“

Fotohinweis: Über 100 Programmpunkte beim Open Campus boten spannenden Einblicke in Lehre und Forschung, wie hier beispielsweise in der Maschinenhalle bei der Live-Demo vom 3D-Druck. Foto: © Hochschule Aalen | Peter Schlipf